Maschinenräume voll klappernder mechanischer Webstühle, riesenhafte alte Dampfmaschinen in Bewegung – viele Inspirationen zu seinen Kunstmaschinen findet Felix Scharstein in vergangenen Zeiten.
Seine Freien Kunstmaschinen sieht er als aus dem Zwang sinnvoller Produktivität befreite Maschinen. Die Faszination von mechanischer Funktion steht als künstlerisches Ausdrucksmittel im Vordergrund. Felix Scharstein verknüpft Wachstumsgeometrien aus der Natur mit technischen Aufgabenstellungen, mathematische Regelmäßigkeiten organisieren den Ablauf scheinbar sinnloser Funktionen. Egal ob es sich um Signale, fraktale Maschinen oder Binärzähler handelt – aus dem Zusammenspiel von Formen, Farben und Bewegungen entstehen spannende kinetische Objekte, die sich einer klaren Einordnung widersetzen.

Felix Scharstein
ANSTALT FUER FREIE KUNSTMASCHINEN
Maschinenräume voll klappernder mechanischer Webstühle, riesenhafte alte Dampfmaschinen in Bewegung – viele Inspirationen zu seinen Kunstmaschinen findet Felix Scharstein in vergangenen Zeiten.
Seine Freien Kunstmaschinen sieht er als aus dem Zwang sinnvoller Produktivität befreite Maschinen. Die Faszination von mechanischer Funktion steht als künstlerisches Ausdrucksmittel im Vordergrund. Felix Scharstein verknüpft Wachstumsgeometrien aus der Natur mit technischen Aufgabenstellungen, mathematische Regelmäßigkeiten organisieren den Ablauf scheinbar sinnloser Funktionen. Egal ob es sich um Signale, fraktale Maschinen oder Binärzähler handelt – aus dem Zusammenspiel von Formen, Farben und Bewegungen entstehen spannende kinetische Objekte, die sich einer klaren Einordnung widersetzen.
Kunstmaschinen & Objekte

Eine besondere Rolle in dieser Sammlung spielen für Felix Scharstein Signale, fraktale Maschinen und Binärzähler. Teilweise überschneiden sich die Themen, daher ist die Zuordnung nicht immer eindeutig. Andere Maschinen sind aber auch völlig unabhängig davon und schlagen inhaltlich eine ganz andere Richtung ein.

Fraktale Maschinen
Farnblätter, bestimmte Schneckenhäuser oder die Kohlsorte Romanesco: In der Natur finden sich immer wieder Formen, die sich in ständiger Verkleinerung (oder Vergrößerung) wiederholen. Diese sogenannte Selbstähnlichkeit wird in der Mathematik vom Bereich der fraktalen Geometrie untersucht. Auch zahlreiche Künstler und Graphiker (etwa M. C. Escher) waren und sind von diesem Phänomen fasziniert.
Video: Stachelschnecke (1MB)
Farnblätter, bestimmte Schneckenhäuser oder die Kohlsorte Romanesco: In der Natur finden sich immer wieder Formen, die sich in ständiger Verkleinerung (oder Vergrößerung) wiederholen. Diese sogenannte Selbstähnlichkeit wird in der Mathematik vom Bereich der fraktalen Geometrie untersucht. Auch zahlreiche Künstler und Graphiker (etwa M. C. Escher) waren und sind von diesem Phänomen fasziniert.
Umso erstaunlicher scheint es, dass es bisher keine Beispiele gibt, bei denen selbstähnliche Formen im Bauplan einer Maschine integriert sind. Der filigranen Schönheit selbstähnlicher Gebilde spürt Felix Scharstein in seinen verspielten, poetisch rätselhaften Maschinen nach. In seinen Objekten verbindet er auf überraschende Weise natürliche Formensprache und technische Anwendung und löst so den Gegensatz zwischen diesen beiden Welten auf.

Signale
Gleichzeitig sind Signale Kommunikationsmaschinen und waren als Zeigertelegraphen die Vorläufer der heutigen Telefone. Damit sind sie ein anachronistisches Statement in der Zeit von Social Media.
Dabei reizt es Felix Scharstein, solche eigentlich technischen Objekte in einer reizvollen oder ungewöhnlichen Umgebung aufzustellen. Natur und Technik werden hier nicht als gegensätzlich wahrgenommen, sondern verschmelzen zu einer ansprechenden Einheit.
Ein Signal ist eine Maschine, deren Funktion darin besteht, ihre Gestalt zu verändern. Eigentlich nur bekannt aus dem Umfeld von Eisenbahnen, würdigt Felix Scharstein das Signal als eigenständiges kinetisches Kunstobjekt


Binärzähler

Das binäre System arbeitet nur mit den Ziffern 0 und 1, es ist die Grundlage unserer derzeitigen Computer. Die 1 ist die höchste Zahl, zu der gezählt werden kann, danach folgt der Übertrag auf die nächste Stelle und es fängt wieder bei 0 an.
Die Binärzählerei hat sich als reizvolle Aufgabenstellung beim Bau „sinnloser“, freier Maschinen erwiesen. Auch eignet sich gerade die Skalierung der Zweierpotenzen für den Einsatz in einer selbstähnlichen Maschine.
Der mechanische Binärzähler (mechanical binary counter) wurde von Felix Scharstein als Auftrag für das Deutsche Technikmuseum Berlin konstruiert. Soweit bekannt, ist es der einzige wirklich vorwärts und rückwärts zählende mechanische Binärzähler.
Daraus entwickelte Felix Scharstein dann die selbstähnlichen Binärzähler. Für geeignete Standorte könnten diese auch in größeren Ausführungen gebaut werden.
Mechanischer Binärzähler, 4-stellig (CAD-Simulation)
Weitere Maschinen, Objekte & Experimente

Natürlich gibt es auch Maschinen und Objekte völlig unabhängig von den oben genannten Themenbereichen. Nach der langjährigen Beschäftigung mit Exponaten in Technikmuseen und Science-Centern wird hier dem Wunsch nachgegeben, Maschinen einfach nur um ihrer selbst willen zu bauen, aus Spaß an Funktion und Bewegung, ohne jeden didaktischen Anspruch.
Neben den fertig ausgeführten Maschinen gibt es natürlich auch Ideen, Konzepte und Entwürfe, die sich noch im Versuchsstadium befinden. Oft haben diese Ideen auch ein Eigenleben und aus einem Vorversuch ergibt sich eine Inspiration zu einer völlig neuen Maschine. Vielleicht inspirieren diese Seiten aber auch den einen oder anderen Betrachter zu einer Idee für ein bestimmtes Wunschobjekt. Aufträge werden gerne angenommen!
Kinetische Skulptur nach dem Gemälde von Francis Picabia (Machine tournez vite, 1916/1918; ⇒ zu sehen in der National Gallery of Art)
Streckgitter oder Streckmetall sind Gitter, die aus eingeschnittenen Blechen durch Auseinanderziehen hergestellt werden. Bei den hier gezeigten Entwürfen entsteht die Flächenvergrößerung durch das Umklappen der einzelnen Reihen.
Diese Gitter sind nicht nur sehr dekorative Elemente, sondern können auch praktisch eingesetzt werden. Je nach Schnittmuster entstehen ganz unterschiedliche Gitter für verschiedene Anwendungen, z. B. als Zaun oder Weinregal.
Kunstmaschinen im Museum

Felix Scharstein hat in den vergangenen 20 Jahren die unterschiedlichsten Objekte und Exponate für Museen und Ausstellungen gebaut. Viele dieser Exponate stehen in keiner Weise hinter den freien Maschinen zurück. Außerdem haben sie alle den Vorteil, dass sie bereits in Museen ausgestellt werden. Hier ist eine kleine Auswahl davon zu sehen.
Unendlichkeitsgetriebe: Die Bewegung der Unendlichkeitsmaschine ist ⇒ als Video auf Wikipedia zu sehen.
Vita

Felix Scharstein

"Forget six counties overhung with smoke,
Forget the snorting steam and piston stroke,
Forget the spreading of the hideous town;
Think rather of the pack-horse on the down,
And dream of London, small and white and clean,
The clear Thames bordered by its garden green."
William Morris, 1868
1966
geboren in München
1983-86
Ausbildung zum Feinmechaniker in Köln
seit 1999
Herstellung von Exponaten für Museen, Ausstellungen, Film, Fernsehen und Theater in Berlin
seit 2009
zunehmend eigene Arbeiten
mit kreativer Mechanik
2012
Beginn der Entwicklung von selbstähnlichen Maschinen
2016
Ausstellung Art Kreuzberg
2019
Bernrieder Kunstausstellung
Buchheim Museum Bernried